Ruth Buchmüller über die Zeit 1943 bis 1948

Mein Name:  RUTH BUCHMÜLLER

Ich besuchte die Schwarzwaldschule  von 1943 bis 1948 (Abitur) und war bei den spektakulären Abiturjahrgängen 1947/48 dabei,  bei dem wir das französische Zentralabitur ablegen mussten. Das Kultusministerium war in französischer Hand.  Am Tag der Währungsreform wurden wir auf einem offenen Lastwagen nach Villingen (oder Schwenningen, das weiß ich nicht mehr) zu unserem schriftlichen Zentral-Abitur gefahren.
Es gab in den Medien heftige Proteste, da bei dem Abitur NUR die aktuellen Ergebnisse und Zensuren zählten. Unser damaliger Direktor war Prof. Schwall. Wir wussten nicht, ob wir schriftlich in Physik oder Chemie geprüft werden sollten.  Das war schon hundsgemein. Einige  Unterlagen, u.a. Zeitungsausschnitte über die lauten Proteste aus ganz Südbaden gegen das von den Franzosen angeordnete Zentralabitur, u.a. "Sind die Südbadener alle Hornochsen?" habe ich kopiert…

Siegfried Kuner, ein Klassenkamerad lebte in Triberg unweit der Bergstraße. (Kuner, vom Marktplatz das Konfektionsgeschäft), es gibt noch ein Foto von uns „Winter 1948/50 auf der Geutsche“. Wir sitzen dort im Schnee. Wir hatten uns sehr gut verstanden.

Einen Freund hatte ich natürlich auch. Er wohnte an der Hauptstraße bei der Post, in der Nähe des sogenannten  Mädchenpensionats "MEISTERHANS"  100 m hinter der Post, wenn man
von unten kommt und bevor man zum Retschenweg fährt. Aber wir waren ja sooo brav damals - ehrlich. Wir hatten immer Angst, unsere Lehrer könnten uns sehen - am Wasserfall z.B. Bis 1948 hatten wir mehrere Elsässische Lehrer. Einer war mehr als eklig. Die hätten uns bei einem entdeckten Kuss von der Schule geschmissen.  Ein Abi-Klassenfoto existiert natürlich auch noch. Aber unsere Schulzeit fiel  in die bewegtesten Zeiten:    Krieg, Hungerjahre, Währungsreform.

Ich  lebte  mit meinen Eltern von 1943 bis 1950 in Triberg auf der Luisenstraße Nr. 17. Mein Vater hatte in der Schwendistrasse sein Büro. Ich habe noch einen alten Firmenbriefbogen aus dem Krieg mit der Triberger Adresse, und drunter steht (was absolute Vorschrift war!!) HEIL HITLER. Sieben Jahre sind eine lange Zeit für einen jungen Menschen in diesem Alter.
Einige Jungs hatten die Schule nicht mehr weiter besucht. Sie hatten Fürchterliches mit den Franzosen erlebt und konnten es später kaum erzählen. 1945 raubten/verschleppten die Franzosen wahllos Männer, ob jung oder alt sozusagen von der Straße weg. Sie kamen in Lager und haben das Inferno erlebt. Auch mein Freund.

Nie vergessen werde ich den Einzug der Araber-FRANZOSEN Mai 1948. Ein langer Zug schneeweißer Pferde mit den rotummantelten Arabern als Reiter kam die Hauptstraße hoch. Das war ein grandioses Bild und hatte gar nichts Kämpferisches. Alle Bewohner Triberg‘s mussten ihre Radios, Fotoapparate und noch andere Dinge - ich weiß es nicht mehr – auf den Marktplatz bringen, wo sie zu einem Berg angehäuft wurden. Soldaten kamen in die Wohnungen und suchten nach Waffen und Hitlerbildern etc… Die Kommandantur saß in einem Gebäude am Marktplatz. Der Kommandeur hatte sich den Schreibtisch meines Vaters geholt. Der gefiel ihm offenbar besonders gut. Mein Vater bekam ihn später in bestem Zustand zurück. Die Kommandantur bestand ja aus "richtigen Franzosen".
Nach den wirklich angenehmen ersten Besatzern kamen die Marokkaner, in fürchterlichen Umhängen, wie aus dreckigen Kordeln geknüpft. Sie trieben ein schauriges Unwesen, mordeten Frauen in den Wäldern etc. Sie hatten ihre Unterkunft in der Volksschule auf der Schulstraße. Wir auf der Luisenstraße konnten des Nachts nicht mehr schlafen, da sie ständig ihre monotonen Lieder sangen. Es wurde auch Ausgehverbot ab 18 oder 19 Uhr verhängt. Niemand durfte mehr nach draußen….
Nun ja, das sind ein paar Mosaiksteinchen aus der damaligen Zeit. Die Menschen, die das erlebt haben, sind froh dass inzwischen andere Zeiten herrschen.

 Mit der Hilfe von uns Uralten tragen wir ein wenig zur Historie bei. Wir hatten in den Jahre 1988 und 1998 Klassentreffen im Hotel Wehrle. 2008 leider nicht mehr, da die meisten doch recht  angeschlagen sind.

Es grüßt Sie recht herzlich
Ihre Ruth Salber-Buchmüller

Im  Anhang finden Interessierte meine Dokumente….

 


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